Botswana

28. September – 9. Oktober 2018

Unsere Route

Elephant Sands – Woodlands Camp, Francistown – Khama Rhino Sanctuary – Mokolodi National Park – Mabuasehube Game Reserve: Bosobogolo 1, Mabuasehube 4, Mpayathutlwa 1, auf dem Wilderness Trail

Eigentlich wollten wir auf dieser Reise gar nicht nach Botswana, weil wir 2017 ja gerade da waren, aber es ergab sich die Gelegenheit mit Steffie und Steffen die Mabuasehube zu besuchen. Dem aufmerksamen Blogleser wird jetzt sicher nicht entgangen sein, dass diese Namen schon einmal in Bezug auf unsere Reise durch Namibia Anfang März auftauchten. Dort und zu der Zeit begann sich der Gedanke Botswana doch mit ins Programm aufzunehmen Bahn zu brechen.

Die Mabu, wie die Mabuasehube liebevoll oder aus Unkenntnis der Aussprache genannt wird, ist Teil des Kgalagadi Nationalparks und oftmals schon ein Jahr im Voraus ausgebucht. S&S wussten das und haben rechtzeitig gebucht und wir durften mit.

Aber erstmal einige Worte zum Land. Botswana ist verglichen mit seinen Nachbarländern flach und besteht grösstenteils aus riesigen Wildgebieten, von denen viele als Nationalpark geschützt sind, und grossen Rinderfarmen. Die Wildgebiete bestehen aus Buschland, Pfannen und Schwemmland. Die grossen Nationalparks und Naturgebiete, sei es das Okavango Delta, der Chobe River, der Moremi NP, die Central Kalahari oder der Kgalagadi Transfrontier Park haben uns durch ihre Grösse, Schönheit und Wildheit schon mehrfach fasziniert. Die Wege dahin waren für uns auf Grund der “Zweidimensionalität” des Landes und der grossen Busch- und Farmgebiete eher langwierig und langweilig.

Diesmal reisten wir Nahe Kasane in Botswana ein und waren überrascht, dass der Grenzübertritt so schnell und unkompliziert verlief. Nach 15 Minuten waren wir drin. Von dort ging es über das Camp “Elephant Sands” und Francistown nach Gaborone. Leider erfuhren wir erst in Francistown, dass wir bis dahin statt die langweilige Landstrasse auch die Old Hunter Road direkt an der Grenze zu Simbabwe hätten nehmen können. Hier hätte es Wildlife, 4×4-Strecken und schöne Landschaften gegeben. Kurz mal geärgert, die Route auf die To-do-Liste genommen und dann weiter. Auf dieser Strecke zwischen Francistown und Gaborone besuchten wir das Khama Rhino Sanctuary, ein kleiner Park, der zum Schutz der Nashörner gegründet wurde. Es ist schon erstaunlich, wie es diesen Viechern gelingt, sich in einem Park, den wir in wenigen Stunden erkundet haben, so gut zu verstecken, dass wir nicht mehr als 5 von ca. 60 Exemplaren zu Gesicht bekommen haben. Der Anblick ist immer wieder faszinierend. Ihre Grösse, ihre Ruhe, ihre kraftvollen Bewegungen und ihre Schönheit ziehen uns jedesmal in ihren Bann. 

Bei einer derartigen Nashorndichte waren wir nicht überrascht, als wir auf einen Trupp schwer bewaffneter Ranger trafen, die zum Schutz der Gehörnten patrouillieren. Es ist erschreckend, dass es Wilderern trotz massivsten militärisch organisierten Schutzbemühungen immer wieder gelingt, Nashörner zu töten. Wilderei ist ein riesiges Thema in all den durchreisten Ländern. Botswana reagiert darauf schon lange hart und konsequent. Es gehört zu den wenigen Ländern, die erlauben, dass Wilderer von Schutztruppen vor Ort getötet werden dürfen und die auch das Jagen komplett verboten haben. Trotzdem gehen Wilderer ihrem Geschäft nach und wir hörten immer mal wieder üble Geschichten. So wurden angeblich mehr als 100 Elefanten wenige Tage, bevor wir dort durchfuhren, im Gürtel zwischen dem Hwange NP und unserer Strecke in Botswana getötet. Insgesamt wird in Afrika ca. jede ¼ Stunde ein Elefant gewildert. Sehr übel…

Wir sind dann weitergefahren nach Gaborone zum Proviant aufstocken, waren dann aber auch froh, dieser Art von Zivilisation wieder entfliehen zu können, trotzdem die Botswanier sehr freundliche Leute sind. Sie scheinen etwas stolzer als manch andere Nationen, was sicher auch mit der Regierung zu tun hat. Bei vielen Besuchen im Lande haben wir immer nur Menschen getroffen, die sich wohlwollend und positiv über ihren Präsidenten geäussert haben. Wir hoffen für sie, dass es auch mit dem kürzlich gewählten Regierungschef so bleibt. Und vielleicht gelingt es ja irgendwann mal, dass wir dies über die Präsidenten anderer Länder auch sagen können.

Und dann ging es von Gaborone in 1,5 Tagen strammer Fahrt und einer wilden Übernachtung in die Mabu. Schon die Anfahrt war Wildnis pur. Lange, kaum benutzte Sandpisten entlang von Farmen, dann Busch und dann des WMA (Wildlife Management Area). Dann mussten wir uns erstmal in den Park quatschen. Wir hatten ja nur die Buchungsbestätigung von Steffie und Steffen und unser Name stand da nirgendwo drauf. Hilfreich war hier, dass der Ranger Probleme mit seinem PC hatte und Simone ihn wieder flott bekam. Danach hätte er alles für sie getan und sie hatte einen Freund fürs Leben gewonnen. 

Wir sind dann erstmal auf eines der seltenen Camps, die funktionierende Duschen haben und haben dies ausgiebig genutzt. An dieser Stelle möchte ich mein Verständnis für alle anderen Duschen dieser Welt ausdrücken, die sich dagegen wehren würden mit diesem Drecksloch die Bezeichnung Dusche teilen zu müssen. Dann ging es weiter zur Bosobogolo Campsite, wo wir mit den beiden anderen verabredet waren. Hier waren alle Camps exklusive Camps auf denen man allein steht. Es gibt ein A-Frame-Schattenhüttchen, ein Plumpsklo und manchmal eine Dusche, meist aber nur eine Art Gieskanne, in die man sein mitgebrachtes Wasser einfüllen kann. Ausserdem und leider zeichneten sich fast alle Plätze dadurch aus, dass sie etwas verdreckt waren. Die Mentalität des Parkpersonals lässt es offensichtlich nicht zu, die bei der Entleerung der Mülleimer unstatthaft entwichenen Papierfetzen oder andere leicht verwehbare Teile auch noch vom Boden aufzuheben. Das ist ähnlich ärgerlich, wie wenn Besucher auf Camps ohne Toilette ihr Klopapier nicht tief genug vergraben oder verbrennen. Aber warum soll das, was überall in Afrika schlecht funktioniert, hier plötzlich gut funktionieren? Wir machten es besser und versuchten unseren Fokus zu ändern. So sahen wir, dass Bosobogolo sehr schön war und uns einen tollen Blick auf eine Pfanne (flache Ebene, wo sich Wasser nach starken Regenfällen sammelt) bot. 

Wir warteten dann ganz gespannt auf Steffie und Steffen und ihre Reiseerlebnisse durch Namibia und den südafrikanischen Teil des Parks. Wir mussten nicht sehr lange warten, dann gab es ein grosses Hallo und von da an war es so, als hätten wir unsere gemeinsamen Tage im März ansatzlos weitergeführt. Die Stimmung war super, es gab viel zu erzählen, mitzuteilen, zu lachen, zu trinken und zu essen. 

Nachdem wir die erste Nacht im Bosobogolo Camp geschlafen haben und kein Tier mit Ausnahme von Vögeln und Eichhörnchen unseren Aufenthalt gestört oder bereichert hat, zogen wir planmässig weiter auf das nächste Camp. Auf der Fahrt stellten wir fest, dass viele Camps unbewohnt waren und wir wunderten uns, dass der Park trotzdem als ausgebucht galt. Wie wir später erfuhren, resultierte dies aus dem Zusammenwirken von zwei Organisationen, die beide nicht optimiert sind. Das eine sind die Reiseanbieter, die vorsorglich, ohne konkrete Pläne, Übernachtungskontingente im Park buchen, die andere ist die Parkverwaltung, die keine Stornierungen annimmt und keine Gelder zurück zahlt. Also typisch afrikanische Vorgehensweisen, die aber immer wieder verblüffen, weil sie so vor Ignoranz strotzen. Die Frage, ob man dort nicht anders kann oder nicht anders will, bleibt unbeantwortet. Es scheint manchmal, dass auch die Betreffenden selbst keine Antwort darauf haben, weil sich ihnen diese Frage noch nie gestellt hat. Und dann wird einem schlagartig klar, warum sich diese Länder über Jahrzehnte scheinbar nicht mal mit teurer Entwicklungshilfe weiterbewegt haben. Die Lücken dieses Reservierungssystems nutzten wir aus, indem wir eigenmächtig unsympathische gegen bessere Camp auswechselten. 

Am zweiten Abend erhielten wir auf einem “erschlichenen” Camp Besuch von einer seltenen Braunen Hyäne, die den ganzen Abend etwas schüchtern um uns herum schlich. Am nächsten Morgen ging es schon um 6.00 Uhr auf Pirschfahrt. Steffie und Steffen liessen sich ohne grossen Widerstand zu einem frühen Aufbruch bewegen. Da hatten wir es einfacher als Nina und Michael mit uns in Zimbabwe. Das lohnte sich. Unsere erste Tierbegegnung war schon drei Minuten später. Der brüllende Löwe, den wir vom Camp gehört haben, war viel näher als vermutet. Und er lag nahe der Strasse. Sein Ruf wurde von einem anderen Löwen beantwortet. 

Unser Nachbarcamp lag ca. 200 m weit weg vom Löwen und in unserem Sichtfeld. Wir lauschten dieser Löwenunterhaltung einige Zeit bis wir plötzlich feststellten, dass sich der zweite Löwe dem anderen näherte. Dass er dabei mitten durch das andere Camp spazierte und in nur wenigen Metern Abstand die dort campende Familie beim Zähneputzen überraschte, bereicherte unseren morgendlichen Ausflug um eindrückliche Beobachtungen. 

Die beiden männlichen Löwen begrüssten sich freundschaftlich und liefen ein bisschen hin und her, bevor sie dann ihren Weg fortsetzten. Da sie die Strasse nahmen, konnten wir ihnen noch leicht eine Weile folgen, bis sie sich dann irgendwo in den Busch legten und wir ihnen nicht weiter beim Herumliegen zuschauen wollten. Am nächsten Wasserloch gab es noch ein paar Tüpfelhyänen und später am Tag u.a.noch eine grosse Herde Elandantilopen, Gnus und Kudus zu sehen. 

Nach Einbruch der Dunkelheit sassen wir im Camp, machten Feuer und überlegten was wir wohl machen würden, wenn wir Besuch von Löwen oder Leoparden bekämen. Bekamen wir aber nicht. Zum Glück oder leider… Am Feuer lag es nicht. Entgegen des weitläufigen Glaubens, dass Wildtiere vom Feuer abgeschreckt werden, weisen viele Erfahrungsberichte eher darauf hin, dass die Tiere keine Angst vor dem Feuer haben. Skorpione, Hyänen und Nashörner sollen sogar vom Feuer angezogen werden. Der Mensch selbst ist in der Regel nicht gerade attraktiv für Wildtiere. Aber in manchen Gegenden haben Tiere ihre Scheu gegenüber dem Menschen fast völlig verloren. In der Mabu soll dies auf einige Löwen und Leoparden zutreffen. Das machte es für uns etwas spannender. In den nächsten Tagen ergaben sich noch mehrere Begegnungen mit Löwen. Dank Sicht aufs Wasserloch konnten wir vom Camp aus Löwen erspähen und dann die Action der drei Weibchen und zwei Männchen beobachten. 

Auf diesen Rüttelpisten brach dann noch unsere Reserveradhalterung völlig ab und wir mussten unser Gepäck ein bisschen enger zusammenrücken lassen, damit das Rad noch mit in den Kofferraum passt. Dazu haben wir erst noch Luft aus dem Reifen gelassen damit er hineinpasst.

Die Mabu verliessen wir nach fünf Nächten über den Wilderness Trail nach Nossob. Dieser durch eine wunderschöne Dünenlandschaft führende Weg durfte nur mit spezieller Genehmigung, Vorauszahlung und zwei Fahrzeugen befahren werden. Wir trafen auf steile Dünenpassagen, wo die Autos auch mal einen 2. Anlauf nehmen mussten. Im Preis war eine Übernachtung auf einem auf der Strecke liegenden Camp eingeschlossen. Dort machten wir nur eine Pause. Wir hatten noch viel Zeit und wollten noch etwas Strecke schaffen, so dass wir weiterfuhren und später direkt auf der Strasse in wunderschöner Dünenlandschaft übernachteten. Dank Steffie wurden wir uns nicht nur der Pracht dieser Landschaft, sondern auch der oftmals unbeachteten Geräusche von Grillen und Geckos bewusst oder deren fehlen. Die Gefahr von Rangern oder anderen Besuchern gestört zu werden erachteten wir als gering, da die Strecke von nur einer Fahrgemeinschaft am Tag und in eine Richtung befahren werden darf.

Am nächsten Tag trafen wir im südafrikanischen Teil des Parks ein und übernachteten im Nossob Camp. Es war schon gewöhnungsbedürftig, wieder unter anderen Campern zu sein. Viele Tage Einsamkeit haben uns empfindlich werden lassen für die Geräusche, die ein grosses Camp so mit sich bringt. Gelächter und Lärm von Generatoren, Kindern sowie Fahrzeugmotoren waren wir nicht mehr gewohnt. 

Nach einer unergiebigen Pirschfahrt verbrachten wir unseren letzten Abend miteinander. Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege. Bei uns ging es Richtung des Twee Rivieren Camps und bei Steffie und Steffen nach Namibia. Nach einer gemeinsamen Löwensichtung ging es bei uns mit Ausnahme von drei Schlangen und süssen Erdmännchen relativ ereignislos weiter, während die beiden S noch einen weiteren Löwen, einen Leoparden und eine Gepardenjagd kurz nach unserer Trennung sahen. Irgendwie brauchten wir mentale Stärke, ihnen dies nicht persönlich übel zu nehmen.

Noch an dem Tag versuchten wir am Grenzübergang nach Südafrika das Visum für drei Monate zu erhalten. Wir waren ziemlich am Zittern, weil wir von einigen Reisenden in Foren gelesen haben, dass man ihnen das Visum verweigerte, weil sie noch nicht 12 Monate ausser Landes gewesen sind.  Aber wir durften an dem Abend feiern. Das Visum wurde ohne Meckern erteilt und wir konnten einreisen. 

 

3 Kommentare

  1. Danke für die Info, Döbi. Da sind wir wohl gemeinsam mit anderen, wie auch der BBC, Fake-News auf den Leim gegangen. Wir haben den Text angepasst.
    Liebe Grüsse

  2. Die Meldung von 87 gewilderten Elefanten ist (für einmal) möglicherweise fake.
    Ev. sogar von Naturschutzorganisationen verbreitet.

  3. Hallo Simone und Thomas?
    Vielen Dank für euren Tollen Bericht !
    Wir wünschen euch noch eine schöne Zeit in Kapstdt und wenn wir vorher nichts mehr hören,
    Einen guten Flug. Wir würden uns freuen, wenn ihr wieder in der Schweiz seid, uns zu treffen,
    entweder in Baar oder Aegeri. Es gibt ja sehr viel zu erzählen.
    Herzliche Grüße Heidi und Manfred

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