Hwange

Der Weg in den Hwange Nationalpark führte uns entlang abgelegener ländlicher Gegenden mit vielen kleinen Dörfern. Uns fiel auf, dass hier nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen sehr freundlich grüssten und uns lachend zuwinkten. Glücklicherweise fanden wir kurz vor dem Dunkelwerden eine weitgehend unbewohnte Ecke, wo wir unser Zelt aufstellen konnten.

Nach einem weiteren Tag auf der rauen Piste kamen wir beim Hwange an, übernachteten nochmal wild am Rande des Parks und fuhren am nächsten Tag hinein. Wir erhielten für drei Nächte zwei Spezial-Campsites, obwohl der Park für einige Tage fast ausgebucht war. Wir erfuhren, dass jedes Jahr im September bei Vollmond eine Tierzählung an allen ca. 100 Wasserlöchern stattfindet. Dies wird von verschiedenen Tierschutzorganisationen mit besonderem Engagement für den Hwange NP durchgeführt. An jedem Wasserloch sitzt ein Team und zählt während 24 Stunden alle Tiere mit Ausnahme von Vögeln und Fischen. Diese Teams kam aus Zimbabwe, Namibia, Südafrika und eins sogar aus Australien. Erstmal war es für uns nervig, da uns diese grosse Anzahl von Menschen im Park in der Auswahl der Camps sehr einschränkte. Wie ich später noch berichten werde, hatte das aber eine für uns auch sehr gute und interessante Seite.

Die Campsite hatten wir fast ganz für uns vier, es ist ein Hide und Picknickplatz, der auch zur Übernachtung freigegeben wurde. Dieser Platz und das daneben gelegene Wasserloch wurde ausser uns noch von einer grossen Gruppe Pavianen bewohnt. Das war zwar etwas nervig, aber nachdem die Affen abends zum Schlafen auf ihre Bäume geklettert waren und Michael aufgehört hat, sie wieder herunterzujagen, kamen die Elefanten in Massen ans Wasserloch. Und da es fast Vollmond war, konnten wir sie stundenlang beobachten. Eine riesige Party am “Swimmingpool”und alles in Steinwurfnähe. Wir blieben vor lauter Begeisterung über dieses phänomenale Naturereignis, das sich jeden Abend in etwas unterschiedlicher Intensität wiederholte, drei Nächte auf diesem Platz. Das eigentlich gebuchte Camp hätten wir mit einer grossen Gruppe Tierzähler teilen müssen. Tagsüber fuhren wir durch den Park. Natürlich war der Hauptfokus auf der „Erbeutung“ von Löwen und Leoparden. Am ersten Tag blieb es aber bei Elefanten, Antilopen und Co. Ausserdem besuchte uns eine kleine Schlange auf dem Picknickplatz, auf dem wir frühstückten. Niemand wusste genau, ob es sich um eine kleine Grasnatter oder um eine junge Mamba handelte.

Am zweiten Tag wollten Nina und Michael ihre Chancen erhöhen und sind eine halbe Stunde vor uns um 6.00 Uhr losgefahren. Und wir tuckelten, weil wir beim Einpacken immer so langsam waren, um 6.30 Uhr hinterher. Schon nach kurzer Zeit erhielten wir den ersten Tipp. Natürlich von den Tierzählern, die uns dadurch schon mal sympathischer wurden. Drei Löwenmänner liegend am Wasserloch, die sich kurz nach unserer Ankunft in Bewegung Richtung Wald setzten. Wir konnten ihnen ein kleines Stück folgen, bis sie im Wald verschwanden. 

Wir waren begeistert und fragten uns, ob Nina und Michael wohl auch kurz bei den Löwen gestoppt sind. Aber wenn ja, warum sind sie dann weiter gefahren? Wahrscheinlicher war, dass sie ohne Löwensichtung weitergefahren waren. Das kommt vom frühen Aufstehen! Wir machten uns auf in Richtung des Picknickplatzes, an dem wir uns zum Frühstück verabredet hatten. Auf dem Weg kurz vor dem nächsten Wasserloch erhielten wir den Tipp über eine Gruppe von Löwinnen, die beim Frühstück an ihrem Kill hockten. Da waren wir dann mit den Ladys erstmal ganz allein. Nachdem die Löwinnen satt waren, machten sie sich durch den Busch auf zum Wasserloch. Das haben wir vorausgesehen und sind schon mal vorgefahren. Dort warteten wir und genossen es sehr, als sie sich in machtvollen ruhigen Schritten auf das Wasser zubewegten und dann tranken. Und wo waren Nina und Michael?

Nun wollten wir auch frühstücken und haben etwas an Geschwindigkeit zugelegt, um die anderen beiden zu treffen. Als wir dort ankamen, warteten sie schon auf uns. Die Enttäuschung zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab, als wir von unseren Begegnungen erzählten. Sie sind an allem zu früh vorbeigefahren. Das Frühstück schmeckte trotzdem. 

Am nächsten Morgen starteten wir geneinsam. Nina und Michael wollten nun nicht von unserer Seite weichen, weil wir mehr „Löwenglück“ hatten als sie. Beim ersten Wasserloch angekommen, wollten wir eine Stunde auf die drei Löwenmänner warten. Da wir aber mal kurz auf die Toilette auf den naheliegenden Picknickplatz fuhren, wo wir später auch frühstücken wollten und Michael keine Lust mehr hatte zu warten, fuhren die beiden ein Wasserloch weiter. Wir haben in der Zwischenzeit zurück am Wasserloch ein Safari-Mobil getroffen, das per Funk über eine Löwensichtung informiert wurde und folgten ihm verbotenerweise ins Offroad und trafen die drei wohl bekannten Löwen wieder. Sie posten für uns, reckten sich und verschwanden wieder im Busch. Tolle Begegnung, leider wieder ohne Nina und Michael. 

Auch an diesem Tag hielt der Picknickplatz nach dem Frühstück eine Überraschung für uns, eigentlich eher für Simone, bereit. Eine Safari-Tourigruppe mit vorwiegend deutscher Besatzung präsentierte uns ihre Schweizer Mitreisenden. Und nach grossem, lautem Hallo stellte sich heraus, dass sie aus Unterägeri kommen und ein Geschäft in Baar (da wo wir wohnen) besitzen. Daraufhin wurde das Hallo noch viel lauter und ekstatischer. So erlebt man Schweizer eigentlich nur zu fortgeschrittener Stunde unter Einfluss bewusstseinsbeeinflussender Getränke. Dann stellte sich heraus, dass es sich um die ehemals grössten Mitbewerber von Simones Eltern im heiss umkämpften Markt bei der Grundversorgung des Ortes handelte. Der Herzlichkeit der Begegnung  tat dies keinen Abbruch.

An diesem Tag fuhren wir weiter zum Sinamatela Camp. Da die Strecke lang und lästig ist, nahmen wir den leichteren Weg ausserhalb des Parks und konnten noch einkaufen gehen. Das Camp war überfüllt. Alles Tierzähler. Wir fanden trotzdem noch eine schöne Ecke und buchten uns für zwei Nächte ein. Am nächsten Tag, dem Tag des Vollmondes, an dem ab 12.00 Uhr 24 Stunden die Tiere gezählt wurden, trafen wir auf einem schönen Hide auf eine Gruppe von drei Tierzählern (Vater mit zwei Töchter), der uns fragte, ob wir mitzählen wollen. Sie könnten gut Unterstützung gebrauchen, weil die Nacht lang ist und eine Menge Elefanten zu zählen sind. Wir nahmen die Chance wahr und blieben die Nacht dort und zählten Tiere in Schichten. Das machte nicht immer Spass. Es war anstrengender als erwartet im Halbdunkel Gruppen von Elefanten  auszumachen und sie nach Kriterien zu unterscheiden und zu zählen. Auch die tierarme Zeit zwischen 1.00 und 4.00 Uhr durchzustehen war anstrengend. Nachts gab es glücklicherweise nur zwei Kriterien: Erwachsene und Junge. Insgesamt wurden an diesem Wasserloch über 1’200 Tiere gezählt. Mindestens ¾ davon waren Elefanten. Nach drei Tagen mit Elefanten am Camp und einer Nacht Elefanten zählen, sahen wir nur noch grau und waren elefantensatt.

Am nächsten Tag ging es noch zum neu renovierten Robins Camp. Nach dem Sinamatela Camp, einem einfachen und ungepflegten Camp mit üblen Waschräumen war das Robins Camp eine Erleuchtung. Alles neu, alles sauber, gepflegter Swimmingpool und gutes Restaurant. So sieht es aus, wenn etwas in Afrika in die richtigen Hände fällt.

Danach fuhren wir noch gemeinsam nach Victoria Falls und beendeten unsere tolle gemeinsame Zeit mit einem gigantischen Frühstück im legendären Victoria Falls Hotel, wo wir nur auf dem afrikanischen Weg Zutritt erhielten. Nachdem man uns schon an der Rezeption mit dem Hinweis, dass das Hotel ausgebucht ist, abgewiesen hat, sind wir trotzdem zum Restaurant vorgedrungen, um dort nochmal die gleiche Abfuhr zu erhalten. Wir blieben standhaft und charmantelten so lange herum, bis ein freundlicher Oberkellner auf uns aufmerksam wurde und uns etwas Gutes tun wollte. So erhielten wir einen top Platz und ein Frühstücksbufett, wie es die Welt nur selten sieht. 

Satt, fett und traurig verabschiedeten wir uns danach voneinander. Nina und Michael fuhren in den Hwange NP zurück, um doch noch Löwen zu finden und wir fuhren zum Grenzübergang nach Botswana. 

 

 

5 Kommentare

  1. oh, Tom im rosaroten Outfit! Das ist doch mal was exotisches fürs Auge! hmmm, ob ihm wohl Simone das fleischfarbene Trikot angezogen hat, um Löwen anzulocken … ?

  2. oooooh hwange!!! danke für den bericht! masuma? schön, kurz mit euch da zu sein beim lesen! viele weitere tolle erlebnisse umd liebe grüsse 2m

  3. Hallo liebe Simone.
    Zuerst möchten wir dir ganz herzlich zu deinem grossen Geburtstag gratulieren.
    Wir wünschen alles Gute, Gesundheit.
    Wieder ein toller Bericht von Thomas und von dir Superbilder.
    Noch eine schöne Zeit in Afrika. Grüsse an Thomas.
    Herzlichst Heidi und Manfred

  4. Wiederum toller Bericht – und super Fotos! Herrlich, von euren Erlebnissen zu lesen – die Elefantenzählung…einfach super!
    Herzlich, Franz

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