Northern Cape

10. – 21. Oktober 2018

Unser erstes Ziel in Südafrika war Upington, eine mittelgrosse Stadt am Orange River im Northern Cape. Diese Stadt hat nicht viel Charme, aber einen Spar Supermarkt mit Auszeichnung. Dieser hat dem Kulturschock, den Südafrika mit allen Errungenschaften der modernen Welt, einschliesslich guter Strassen, vermüllter Ortsrandgebiete und Kriminalität (wir liefen ab sofort wieder mit Pfefferspray und Messer bewaffnet herum) nochmal einen draufgesetzt. Alles was das Herz begehrt, schön präsentiert und mit Coffee Shop mittendrin. Wir waren wieder da, wo das Grauen, das sich mit Luxus und Schönheit paart, einen Namen hat: Zivilisation.

Wir nutzten die schöne Seite dieser Errungenschaften, liessen unsere Wäsche und unser Auto waschen, assen Cheese Cake (für Deutsche: Käsekuchen, für Schweizer: Quarkkuchen) und übernachteten auf einem Camp direkt am Fluss, wo ein riesiger Mastiff direkt zu unserem Schutz abgestellt wurde und neben unserem Auto schlief. Das verminderte nächtlichen Harndrang erheblich. Am Abend erschreckte uns dort ein mississippidampferrartiges Wassergefährt, das als Partyboot ausgestattet war und fast vor unserer Nase ihre lärmende und lachende Fracht ausspuckte. Zivilisation.

Von dort ging es weiter in den Augrabies NP. Keiner der bisherigen Parks hat mich je an amerikanische Sightseeingeinrichtungen erinnert. Aber hier gab es Wegweiser, Zäune, damit man nicht aus Versehen in die Stromschnellen fällt. Alles war sicher, geregelt und vorgegeben. Das Camp war trotzdem ganz nett. Abends besuchte uns eine Ginsterkatze (Genet) und morgens die an Murmeltiere erinnernden Schleifer (Rock Hyrax). Hier trafen wir Sigi und Sylvia aus Pretoria. Seit sie vor mehr als 20 Jahren pensioniert wurden, haben sie aus dem 4×4-Fahren eine Passion gemacht. Sylvia wurde in dieser Zeit sogar südafrikanische 4×4-Ralleymeisterin, u.a. auch deshalb, weil sie die einzige Frau in dieser Kategorie war. Wir fuhren einen Tag zusammen eine Geländestrecke, die nur mit zwei Fahrzeugen zu befahren erlaubt war. So verbrachten wir den Tag zusammen und liessen diesen mit Sigis amarulartigen Spezialgetränken ausklingen.

Am nächsten Tag ging es in Richtung Namaqua 4×4 Trail, der uns direkt am Orange River entlang und durch eine wunderbare Landschaft führte, die bei uns die Frage aufgeworfen hat, warum Südafrikaner die lange Reise ins Kaokoveld von Namibia auf sich nehmen, wenn sie eine derartig wilde und schöne Landschaft bei sich um die Ecke haben.

Eingangs wohnten wir zwei Nächte auf dem Camp der Dattelfarm Karstens, die uns unglaublich leckere Datteln aber nur ein durchschnittliches Frühstück verkauften. Danach machten wir unser Frühstück (Eier mit Speck und Avocado, weizenfreies Müsli mit frischem Obst und weltbesten Frenchpress-Kaffee aus frisch gemahlenen Bohnen) wieder selber. Leider hielt das Kilo Datteln nur wenige Tage. Die nächsten Tage verbrachten wir auf der Strecke entlang des Orange Rivers. Der River vergrub sich in schwer oder gar nicht zu durchfahrender Buschlandschaft, die nur an wenigen Stellen direkten Zugang zum Orange zu lies. Wir fuhren parallel zu diesem grünen Streifen in wilder Wüstenlandschaft und kamen aus dem Staunen nicht wieder heraus. Wir konnten von unserer Strecke auch auf die namibianische Seite schauen und fühlten uns mehr wie in Namibia als in Südafrika. Wir übernachteten wild und suchten unsere Schlafplätze etwas abseits der Piste. 

Von dieser Wildnis wechselten wir in die Wildnis der Küste des Atlantischen Ozeans. Auf dem Weg dahin stockten wir unsere Vorräte auf und liessen uns in einer Werkstatt die inzwischen abgebrochenen und wild vor sich hinwackelnden Frontscheinwerfer abmontieren. Opfer der Strasse…

Dann fuhren wir von Port Nolloth südwärts bis Kleinzee. Dort kamen wir an einem von De Beers aufgegebenen Diamantenminenfeld vorbei, wo hunderte illegale Diamantensucher am Graben waren. Angeblich sollen wohl einige auch Erfolg haben. Durch Tunnelgrabungen gehen diese Leute ein hohes Risiko ein, wobei es auch zu Todesfällen gekommen sei. Diese illegalen Minenarbeiter sind vielfach ehemalige Arbeiter der grossen Minenfirmen, die durch die Schliessung der Minen arbeitslos geworden sind. Ausserdem gibt es hohe Strafen für den Besitz illegaler Diamanten. Hier wirkt es aber so, als würde sich niemand an diesen Bestrebungen stören. 

Wir übernachtetn auf einem schönen Campingplatz in der Nähe, erhielten dort ein ein tolles Abendessen von einer Farmerin, die lustig, herzlich und so rund war, dass wir vermuteten, dass sie auch gerne in den Topf greift.

Wir freuten uns auf die Tour durch den Namaqua Nationalpark, den wir auch schon im Februar durchfahren haben und darüber berichteten. Die Strecke am Atlantik entlang war wieder berauschend schön, diesmal waren die Sandstrecken jedoch etwas schwerer zu befahren als im Februar, weil der Sand weicher war. Wir liessen den Druck aus den Reifen von 2,5 auf 1,2 Bar und kamen dann problemlos voran. Die starken, aber zum Glück warmen Winde in diesen Tagen machten es uns schwer uns ausserhalb des Autos aufzuhalten, so dass wir nicht direkt am Meer übernachteten und fanden ein Camp mit etwas Windschutz in Form eines alten Gewächshauses nähe des Parkausganges.

Von dort sind wir weiter nach Lambert’s Bay, einer kleinen Stadt im nördlichen Western Cape. Hier sind wir in den vergangenen Jahren schon mehrfach auf Grund des kühlen und feuchten Wetters in die Cederberge geflohen. Diesmal aber verbrachten wir dort die windigste und wärmste Nacht unserer gesamten Reise. Der Karoo-Wind heizte uns mächtig ein und bliess uns fast das Zelt vom Dach. Etwas unausgeruht zogen wir dann weiter in Richtung Cederberge.

 

 

 

3 Kommentare

  1. Grüäzzi Ihr zwei Afrika Gurus

    Vielen Herzlichen Dank für die ganz tollen Photos und die gut beschriebenen Berichte.
    Ein grossen Vergnügen zu lesen und in Gedanken zu schwelgen. SCHOENES AFRIKA.
    Ein gutes, angenehmes packen und das Verabschieden auf Zeit.
    Goeie reis by die huis, Gute Heimreise, bis bald mal in der Heimat.

    Liebe Grüsse Martin & Maria

  2. Hallo meine lieben. Einmal mehr ein wunderbarerer Bericht und tolle Fotos. Wir freuen uns sehr Euch sicher bald im nächsten Jahr persönlich zu treffen und von Euren Abenteuern live zu erfahren. Wir wünschen Euch einen tollen Rest Eurer Reise. Liebe Grüsse M&M

  3. Hey Ihr zwei Lieben,

    mit der Ginsterkatze so nah und gar nicht scheu habt ihr aber nochmal etwas Wunderbares drauf gesetzt, was?

    Wir drücken Euch und wünschen Euch noch wundervolle Resttage in Südafrika.

    Liebe Grüße,
    Silke & Holger & Lidet

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