11. – 24. Juli 2018
Wir atmeten auf, als wir in Tansania einreisten. Die Weite der Landschaft und der geringere Strassenverkehr waren das erste was uns auffiel. Das zweitere machte es etwas leichter mit unserer schwachen Bremskraft umherzufahren. Erstes Ziel war Arusha. Der Ort hatte einen kleinen gepflegten Campingplatz mit Muezzin in der Nähe, der zuverlässig um 5:00 Uhr zum Morgengebet oder -appell rief. Die Geräusche von der benachbarten Strasse machten uns deutlich, dass die Leute kurz nach dem Ruf des Muezzins ihre Tagesaktivität aufnahmen. Ab 7:00 Uhr wurde es dann wieder etwas leiser. Das nahmen wir zum Anlass aufzustehen und die Vorbereitung unserer Ferienreise nach Sansibar ins Auge zu fassen. Als erstes brauchten wir einen Werkstatttermin bei Toyota für nach unserer Rückkehr. Dann einen Stellplatz für unser Auto für die Zeit unserer Abwesenheit. Also los.
Als wir den Parkplatz des Flugplatzes auf die Eignung als Stellplatz für eine Woche überprüften, stellten wir fest, dass der Stellplatz sehr teuer ist und unsere Airline am Flugplatz ein Büro hat. Dieses nutzen wir, um unsere Reise ganz spontan von einer auf zwei Wochen zu verlängern. Das ging leicht und billig.
Dann suchten wir eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe des Flughafens und hofften, unser Auto dort abstellen zu können. Booking.com führte uns zu Mama Lynn und den Torchbearers. Mama Lynn, eine sympathische, energiegeladene ältere Dame aus England unterhielt dort ein Waisenhaus und einige Gästezimmer. Wir erhielten neben einem guten Abendessen einen Vortrag mit sehr interessanten Infos über die tansanische Mentalität, die dortigen Familienverhältnisse, eine unvorstellbare Bereitschaft zu innerfamiliärer und schulischer Gewalt, die fast nicht mit dem freundlichen Verhalten der Menschen dort unter einen Hut zu bringen ist, und der durch und durch korrupten Führungsstruktur auf allen hierarchischen Ebenen. Und das trotz des vom neuen Präsidenten proklamierten Kampfes gegen die Korruption. Unser Auto durften wir hier kostenlos (so etwas gibt es in Tansania selten) und durch einen Masai bewacht stehen lassen und wir wurden am nächsten Tag zum Flughafen gefahren. Da uns die Arbeit mit den Kindern und das Engagement von Mama Lynn sehr beeindruckt hat, haben wir trotz des grosszügigen Angebotes eine „Parkgebühr“ zur Unterstützung des Projektes gezahlt.
Nach 1 ¼ Std. Flug landeten wir auf Sansibar und lernten gleich, dass hier alles verhandelt werden kann/sollte/muss. Da wir am Taxistand die letzten Kunden waren, musste der Taxifahrer entweder unseren Preis (wir boten $ 40 statt der geforderten $ 65) akzeptieren oder leer ausgehen. Er nahm das Geld und fuhr uns mürrisch 1 ¼ Std. an die Ostküste der Insel. Wir trafen uns dort mit Freunden aus Hamburg, die die Last der Planung und Buchung auf sich genommen haben und eine wunderschöne Ferienvilla am Strand von Jambiani gefunden haben. Zu fünft bewohnten wir diese und morgens sind wir zum Frühstück in das meistens über den Strand erreichbare Restaurant des gleichen Vermieters spaziert. Manchmal war Flut, dann hätten wir schwimmen müssen und gingen lieber durch das Dorf. Die Aussicht von unserem Zimmer war herrlich. Über den Swimmingpool auf das Meer.
Wir erlebten den Kontrast zwischen unserer luxuriösen Unterkunft und den direkt hinter dem Haus liegenden Häusern und Hütten der Dorfbewohner als gewöhnungsbedürftig, weil er so krass war. Das Dorf war sehr einfach und ärmlich, die Wege und Strassen waren leicht ungepflegt und in schlechtem Zustand. Das Bewusstsein für Müllentsorgung ist in diesem Land sehr gering und es wandert vieles einfach auf die Strasse. Trotzdem hatte alles etwas Idyllisches.
Wir genossen die Zeit in Jambiani in vollen Zügen und meine (Thomas) malariabedingte Entkräftung wurde täglich weniger. Viel gutes Essen, viel Schlafen und wenig tun halfen sehr dabei zu Kräften zu kommen. Wir waren jeden Tag erstaunt, wie gut uns dieser faule Strandurlaub tat, obwohl wir immer glaubten, dass wir diesen Müssiggang keine drei Stunden aushalten würden.
Mit der Familie aus Hamburg, die wir vor knapp zwei Jahren in Südafrika kennenlernten, hatten wir viel Spass. Ole, Nils und Birgitt waren unkompliziert (vielleicht sehen sie das anders) und wir lachten viel miteinander. Ausserdem gingen wir Schnorcheln, Motorbootfahren, Segeln und machten Ausflüge zu den Gewürzfarmen der Insel und in den Norden zum leckeren Lunch und romantischen Sundowner. Sogar das Lebensmittel shoppen im Ort wurde zum Erlebnis. Und der von Nils gebratene Snapper unvergesslich.
Vier Tage Stone Town, die Hauptstadt der Insel, schlossen sich an die zehn Tage Beachferien an. Ich habe selten eine Stadt so abstossend und anziehend gleichzeitig empfunden. Abstossend auf Grund der morbiden Gebäude, der penetranten Strassenhändler, des Drecks auf den Strassen (wir waren fast nur im touristischen Zentrum, drumherum war es noch viel übler) und des Gestanks des Abfalls. Auch die unrühmliche Geschichte der Stadt als Zentrum des Sklavenhandels hatte nichts wirklich erheiterndes. Unmenschliche Unterbringungen (z.B. 50-75 Sklaven in kleinen Kerkern unter einer Kirche), Auswahl- und „Vertriebs“-methoden zeigen eine ganz dunkle Seite der Menschheit. Neu war für mich, dass oft die Familien und Stämme ihre eigenen Leute in die Sklaverei verkauft haben. Die attraktive Seite von Stone Town wirkte auf Grund des Charms der alten Gebäude, der Strände, des Meeres, der freundlichen Menschen und der originellen Restaurants und Cafés sehr anziehend und hat uns insgesamt viel Spass gemacht. Aber etwas weniger als Jambiani on the Beach.
Etwas schweren Herzens aber auch mit etwas Vorfreude auf die Strassen, Landschaften und Tiere Tansanias, traten wir den Rückflug an.
Schluss mit Ferien, jetzt geht’s wieder ans Reisen!
Ihr Lieben,
die Ferienvilla schaut ja gigantisch aus. Da wären wir auch mal dabei 😉
Schön zu hören, daß Ihr auch Kräfte tanken könnt und relaxt.
Eine wunderschöne Zeit beim Weiterreisen wünschen,
Silke, Holger & Lidet
Hey Fürstin (heisst du überhaupt noch so?), hallo Thomas
Danke euch für die umwerfenden Fotos und die immer wieder witzigen und zum Schmunzeln anregenden Beschreibungen!
Seit ich nun meinen Abschluss als Wanderleiterin über die Wander-Bühne gebracht habe, gehöre ich seit Kurzem auch zur Leserschaft, die auf weitere Berichte und Bilder wartet. Einmal angefangen, den Blog nachzulesen und die Fotos zu bestaunen, dauerte es drei Abende, bis ich durch war. So spannend!
So reise ich immer mal mit euch mit und überlege mir, wo ich denn nächstes Jahr während meines unbezahlten Urlaubs hin soll…
Und übrigens: ihr solltet aus eurem Blog ein Buch machen!
Herzliche Grüsse aus dem hochsommerlich-heissen Zug
Ursi
Ihr Lieben.
Danke für die lieben Wünsche. Sie sind schon in Erfüllung gegangen. Mir geht’s top.
LG, Thomas
Hallo Simone und Thomas,
Vielen Dank für eure tollen Berichte.
Wir wünschen euch alles Gute, vorallem Thomas, dass es ihm bald gut geht !
Herzliche Grüße Heidi und Manfred