West-Tanzania

28. Mai – 6. Juni 2018

Wir waren sehr gespannt, was Tanzania zu bieten hat. Wir wurden in Sambia schon auf die vielen korrupten Polizeikontrollen vorbereitet, ähnlich wie vorher in Namibia bezüglich Sambia. Und wieder erlebten wir, dass wir fast nie angehalten wurden. Und wenn, dann nur für eine kleine Plauderei. Uns wurde berichtet, dass der neue Präsident stark gegen Korruption vorgehe. So wurden z. B. Polizisten Fallen mit vorab markiertem Geld gestellt, das diese bei Kontrollen erpresst hatten. Das Leben eines überführten Polizisten macht wahrscheinlich unter diesem Präsidenten keinen grossen Spass mehr.

Unser erstes Zwischenziel auf dem Weg zum Lake Tanganyika war der Ort Sumbawanga. Das asiatische Flair war für uns fast wie ein Kulturschock. Überall kleine Tuck-Tucks, Motorrad- und Fahrradtaxis, die den öffentlichen Nahverkehr darstellten. In dieser Stadt gab es fast alles, es war nur sehr schwer zu finden, weil es weder Einkaufszentren noch Supermärkte gab. Alles wurde aus kleinen Buden heraus verkauft. Die einzigen Verkaufsflächen, die dem was wir gewohnt sind ähnelt, werden von Banken, Telekommunikationsunternehmen und Apotheken betrieben.

Die einzige Übernachtungmöglichkeit in dieser Stadt bot sich unter dem erstmal vielversprechenden Namen “Forest Way Country Club” an. Nachdem wir dort auf den Hof gefahren sind, haben wir uns gewünscht, dass wir nicht so alternativlos dastehen würden. Wir durften im Hinterhof unser Fahrzeug parken und dort zelten und erhielten ein Hotelzimmer, damit wir ein Bad haben. Tiefe Dankbarkeit erfüllte uns, dass wir dieses Zimmer nicht auch zum Schlafen nutzen mussten. In den folgenden Wochen stellten wir fest, dass diese Art des uns zunehmend verhassten Campings mit Hotelzimmerbad doch einen erheblichen Anteil der Übernachtungen im östlichen Afrika einnehmen würde.

Als wir am nächsten Tag den Tanganyika See erreichten, erlebten wir den totalen Kontrast. Hier führt ein südafrikanisches Paar eine wunderschöne Lodge mit einem kleinen Campingplatz so wir wir es lieben. Oberhalb  ihres Areals liegt die Ruine des Kipili-Klosters, wo die Lodge gelegentlich Hochzeiten organisiert. So wie die Ruine aussieht, wird das wohl nicht mehr lange möglich sein, weil Teile des alten Gebäudes brüchig oder gar eingefallen sind.

Wir genossen am ersten Abend ein tolles Abendessen direkt am Strand mit Lagerfeuer und für lange Zeit die letzte Flasche Wein. Wir wurden gewarnt, nicht am Abend im See schwimmen zu gehen, da sich ein Krokodil ungewöhnlicherweise in diese Gegend verirrt hat. Am Tage aber sei das Schwimmen völlig ungefährlich, da das Krokodil erst abends aktiv werde. Und es sei schliesslich noch nie was passiert. Wir kamen aber trotz dieser Zusicherung dem See nicht zu nahe. Wir blieben hier vier Tage und am zweiten Tag erhielten wir die Nachricht, dass sie das Krokodil (immerhin 3 m lang) gefangen haben. Dann kam nachts die Polizei vorbei und hat das Tier erschossen, um es danach an die Bewohner des nahe gelegenen Dorfes zu verteilen. Dort schien die Freude gross, mal etwas anderes als Maisbrei essen zu dürfen. Wir freuten uns auch, weil wir nun auch mal in diesem wunderschönen und bilharziosefreien See schwimmen konnten. Erst am Abend offenbarte man uns, dass sie in der Nacht zuvor noch ein zweites Krokodil gesichtet haben. Aber Baden am Tag sei ja sicher… Mit einem leicht flauen Gefühl im Bauch vertrauten wir diesen Worten ab jetzt, blieben beim Schwimmen aber nahe am Ufer und mieden lange Aufenthalte im Wasser und die Zeit nach 17.00 Uhr.

Am letzten Tag buchten wir eine Schnorcheltour. Da der See für seinen Reichtum an Aquariumsfischen in Bezug auf Artenvielfalt und Menge berühmt ist, wollten wir auch mal ein Blick unter Wasser werfen. Dazu wurden wir mit einem Speedboat weit auf den See hinausgefahren und schnorchelten in der Nähe einer kleinen Inselgruppe. Unsere erste Befürchtung, es bei der Wassertemperatur von ca. 26 Grad nicht allzu lange auszuhalten, löste sich schnell auf. Die Beobachtung der einzelnen Fische und Schwärme war so beeindruckend, dass die Zeit wie im Fluge verging und wir 1¼ Stunden im Wasser blieben.
Dieses Naturerlebnis wurde durch einen echten Krimi begleitet. Nachdem wir den Spot erreichten, sahen wir eine Gruppe von acht Männern, die scheinbar auf der kleinen Insel lebten, mit Netzen fischen. Chris, der Lodgebesitzer und Captain, erkannte schnell, dass die Männer mit zu engmaschigen Schleppnetzen fischten. Dies sei streng verboten, weil es die Bestände der Fische nachhaltig gefährdet. Chris filmte die Männer und ermahnte sie, das Fischen einzustellen. Als diese ihn nur verhöhnten, rief er die zuständige Wasserpolizei. Wir erwarteten, dass nun eines der modernen Polizeiboote, die in der Nähe der Lodge stationiert sind, in kürzester Zeit kommen würde. Wir wären aber nicht in Afrika, wenn das so einfach wäre. Für das Revier, war eine andere Polizeieinheit zuständig, die weit weniger gut ausgestattet ist. Es dauerte also eine Weile, die wir gut mit Schnorcheln verbringen konnten, bis ein Boot mit einer Gruppe Männern auf uns zulief. Wir wären nicht von allein auf die Idee gekommen, dass das die Polizei sein könnte. Es wirkte eher wie eine Mischung von Fischern und Piraten, die nun Jagd auf die Fischwilderer machten. Leider mussten sie sich damit begnügen, Netze und das Boot zu konfiszieren, um sie wahrscheinlich später zu verbrennen. Afrikaner regeln Dinge gerne mit Feuer. Die Polizei schien schnell zu merken, dass ihre Ressourcen nicht ausreichen würden, um acht Männer zu fangen. Sie nahmen ihre Beute in Schlepp und tuckerten wieder weg. Das Ergebnis dieses Krimis ist uns leider unbekannt. Chris wollte jedenfalls sofort dafür sorgen, dass das Wohnen auf dieser kleinen Insel verboten wird. Da die Regierung sehr für den Umweltschutz ist, macht er sich mit solchen Aktionen dort beliebt. Die benachbarte Bevölkerung versteht seine Gesinnung aber schnell mal falsch. Die Lodge tut viel für das umliegende Dorf und erklärt den Bewohnern ihre Umweltschutzinitiativen. Dies schon deshalb, weil sie die Sache mit dem Feuer auch schon erfahren mussten. Das eine Mal hatten sie Glück, weil der Wind günstig stand und die Lodge nicht abbrannte sondern eine Wiese nebenan. Und jetzt haben sie Wachmänner.

Wir machten uns auf zum Katavi Nationalpark. Als wir dort abends an der Rangerstation ankamen, hätten wir eigentlich bezahlen sollen/wollen. Aber es gab ein Netzwerkproblem und die Bezahlung (obligatorisch per Kreditkarte) und damit der Parkeintritt waren erstmal nicht möglich. Wir sollten zum Hauptbüro in die 50 km entfernte Station fahren, um dort zu bezahlen. Das hätten wir aber an dem Tag nicht mehr geschafft. So fuhren wir zu einer anderen nahen Rangerstation und baten dort um Hilfe. Hier gab es Empfang für das Telefon und man rief im Hauptbüro an. Wir erhielten die Zusicherung, dass man ein Auto mit funktionierendem Kartenleser losschicken würde. Nach einer halben Stunde Fahrzeit war Afrikas Nicki Lauda bei uns. Der Kartenleser funktionierte trotz dieser enormen Fahrleistung nicht und sie mussten letztlich doch die Bargeldzahlung akzeptieren. Der Park war sehr schön und einige Tiere deutlich neugieriger als wir es gewohnt sind. Bei den Elefanten, Büffeln und der (wahrscheinlich) Schwarzen Mamba verursachte das schon mal Herzflimmern. Wir genossen die Seeadler, Hippos und Krokodile, die diese Flusslandschaft bevölkerten und liessen uns einen Tag durch diese Wildnis treiben.

Dann ging es stundenlang über eine herausfordernde Piste durch schöne Landschaft wieder an den Tanganyika See nach Kigoma. Das herausfordernste dieser Piste war, schnell genug mitzubekommen, wenn einer dieser klapperigen Busse von vorne auf uns zu kam. Statt abzubremsen, um mal zu schauen, wie wir aneinander vorbeikommen, wurde kurz die Lichthupe betätigt und dann mit 80-100 km/h weitergefahren. Ich war immer wieder froh, dass unser Auto so gut aus Gräben heraus fahren kann.

Kigoma ist ein charmantes und irgendwie ganz nettes Drecksloch, in das sich ein nettes Paar aus Norwegen vor vielen Jahren verliebt hat und hier eine kleines Guesthouse und einen Campingplatz betreiben. Das war dann für lange Zeit das letzte Camp mit gewohnter Ausstattung: Feuerstelle, Abwaschplatz, Dusche. Es war traurig zu hören, dass diese beiden, die ihr Alter dort verbringen wollten, nachdem sie viele Jahre Entwicklungshilfe betrieben haben, durch restriktive und z.T. weissenfeindliche Bestrebungen, wie sie in vielen afrikanischen Ländern zu beobachten ist, sich nun aus dem Land gedrängt fühlen.

Und auch die gemeingefährlichen Busse treffen manchmal auf einen Stärkeren. Dieser traurige Unfall ereignete sich kurz vor unserer Abreise, indem ein Bus einen durchfahrenden Zug übersah oder dachte, er wäre schneller. Die wenigen Überlebenden waren Kinder, die von ihren Müttern gerade noch rechtzeitig aus dem Bus geworfen wurden. Böse Geschichte…
Wir passierten die Unfallstelle mit einem recht mulmigen Gefühl und versuchten dann schnell dieses Grauen abzuschütteln. Die entgegenkommenden Busse erforderten soviel Aufmerksamkeit, dass der Kopf schnell wieder frei wurde. Nach 1.5 Tagen Fahrt auf spasslosen Pisten erreichten wir Ruanda.

 

3 Kommentare

  1. Shit Ihr Beiden Welltenbummler,

    mir kribbeln die Fusssohlen beim Lesen Eurer romanreifen Reiseberichten und beim Anschauen Eurer wunderschoenen Bilder. Da moechte ich mich am liebsten umgehend in unseren 76er Cruiser stuerzen und wieder losfahren. £ Wochen Botswana und Namibia waren toll, aber zu kurz. Ein Vorspiel. Und gewoehnlich regt das Vorspiel dann doch zu mehr an ;-))). Noch zwei Jahre warten, umpf! Euch beiden weiterhin gute Fahrt, tolle Erlebnisse und kommt gut zurueck nach Kapstadt. By the way, zu unserer naechsten Open Air Sylvesterparty seid Ihr herzlich auf unsere Farm in Van Wyksdorp eingeladen.

    Bis bald, Uwe & Biene

  2. Dear Thomas & Simone. This " mitreisende" realy appreciate the effort of sharing your experiences. It seems like Africa is giving you the best it can give: beauty, excitement, drama and action. Never a dull moment they say.
    I wish you luck for your next adventure and look forward to the next update.
    I must admit this episode took me about and hour to read as I had to translate almost every 5th word.
    I enjoyed it thoroughly!
    Love to you both
    Erika (sitting in bed under a very thick duvet😐, freezing cold in CT)

  3. Hallo liebe Simone und Thomas,
    Wieder ein toller Bericht und sehr schöne Aufnahmen.
    Man lebt wieder richtig mit. Passt gut auf euch auf.
    Wir wünschen weiterhin eine schöne erlebnisreiche Zeit und grüssen
    Herzlichst Heidi und Manfred

Kommentare sind geschlossen.