Western Cape

Bevor wir uns von Kapstadt wieder auf den Weg machten, hatten wir noch einiges mit dem Reparieren unseres Autos zu tun. Hinterachse, Bremsen und verschiedene Lager waren derart beschädigt, dass wir das Fahrzeug für zwei bis drei Tage zu JBs, dem Land Cruiser-Flüsterer von Kapstadt, gebracht haben. Der hatte einiges für viel Geld erledigt, aber einiges derartig Grundlegendes nicht gemacht, dass wir enttäuscht und desillusioniert nach einem anderen Spezialisten für zukünftige Arbeiten am Land Cruiser gesucht haben. Wie ich etwas später noch berichten werde, hatten wir Glück und eine langfristige Lösung für unseren 4×4 gefunden.

Danach trieb es uns weiter. Wir verbrachten zwei Nächte auf der Weinfarm Bosjes bei Worcester, wo wir uns ein Zimmer nahmen, um einen schönen Rahmen für Simones runden Geburtstag zu haben. Das Wetter war so schlecht, dass wir die Fussbodenheizung, die Badewanne und den Kamin wirklich gut gebrauchen konnten. Es wurde dann ein sehr gemütlicher Geburtstag. Schade, dass wir schon geheiratet hatten; die moderne Kapelle, die zur Weinfarm gehörte, hätte uns auch gefallen. 

Und dann ging es weiter Richtung Tulbagh, einem kleinen bezaubernden Städtchen, das umgeben von Weinfarmen und Gebirgen sehr schön gelegen ist. Zum Übernachten fanden wir einen kleinen Campingplatz auf der Fraaigelegen Farm. Diese wird von einem deutsch/südafrikanischen Pärchen geführt, nachdem sie beide in Deutschland ihre guten Positionen verlassen haben, um ihren Traum zu leben. Sie farmen Wein und Oliven und betreiben neben dem kleinen Campingplatz drei Gäste-Chalets. Es hat Spass gemacht dort für einige Tage zu sein, Wein- und Biofarmen in der Umgebung zu besuchen, im Farmdamm zu schwimmen und anregende Gespräche mit den beiden zu führen.

Von dort ging es zu einem kurzen Besuch nach Stellenbosch, weil wir dort in der Nähe ‚African Overlander‘ anschauen wollten. Uns wurde Duncan, der Besitzer dieses Platzes durch ein südafrikanisches Overlander-Forum empfohlen. Hier kann man sein Auto langfristig abstellen, weltweit verschiffen lassen und campen. Zum Campen war es dort nicht der Hit, aber für unser Auto sicher ein guter Platz, um die Zeiten bis zu unseren nächsten Ferien zu überbrücken und noch dazu die nötige Wartung und Reparaturen zu erhalten. Gary, dessen Werkstatt diesem Platz angegliedert ist, schien uns sehr erfahren, kompetent und den richtigen Fokus auf die Anforderungen zu haben, die an derartige Fahrzeuge gestellt werden.

Wir haben dort dann auch eine Nacht gecampt, wollten aber eine zweite auf Grund der vielen Mosquitos und der der Lärmbelastung durch Nachbarn, Autobahn und Township vermeiden. Glücklicherweise durften wir uns dann kurzfristig in Hout Bay in das Apartment von Erika und Chris flüchten. Sie haben auf Grund der Wasserknappheit ihr Apartment in diesem Sommer nicht auf Airbnb angeboten. Glück für uns. Als wir dort ankamen, war es, als kämen wir nach Hause. Ein wunderschönes Apartment, das wir in den vergangenen Jahren schon oft nutzen durften, gute Freunde als Nachbarn, ein traumhafter Blick und nicht weit bis zum Atlantik und die Wälder von Constantia. Und natürlich Kapstadt, the Mother City.

Wir blieben knapp eine Woche bis wir nach Franschhoek aufbrachen, um uns dort mit Daniela und Felix aus der Schweiz zu treffen. Die beiden verbrachten zwei Wohnen Ferien in und um Kapstadt und haben sich zugemutet, uns einige Tage in ihrer Gesellschaft zu ertragen. Das hat Spass gemacht, es gab viel leckeres Essen und feinen Wein, ob während eines Marktbesuchs, im Restaurant oder beim Picknick. 

Für uns ging es nach drei Tagen weiter über Grayton nach Mossel Bay, am Indischen Ozean. Wir campten dort direkt am Meer und konnten schon morgens vor 6.00 Uhr Delphine aus unserem Dachzelt beobachten. Etwas später dann auch Wale. Es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl, diese Meerestiere mit eigenen Augen zu sehen. Auf Grund des aufkommenden Windes wurde leider die gebuchte Whale-Watching-Tour abgesagt. Sehr schade.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Wilderness. Wir besuchten Melissa und Gary, gingen am Strand – meinem Lieblingsstrand – spazieren, besuchten den sagenhaften Sedgefield Markt mit dem noch sagenhafteren Cheese Cakes von Aiden und hatten sehr nette Begegnungen mit anderen Campern. Drei Tage waren hier eigentlich zu wenig, da aber die Wetterprognose schlecht war, zog es uns nach Knysna, wo wir uns für eine Nacht schlauerweise in ein Guesthouse einquartierten. Der Regen war so stark, dass dies genau die richtige Entscheidung gewesen war. Am nächsten Tag grinste dann die Sonne schon wieder vom Himmel und wir suchten uns ein Plätzchen zum Frühstücken. Das wurde nach 11.00 Uhr zu einer echten Mission. Das uns empfohlene Café servierte Frühstück nur bis 11.00 Uhr und dann Lunch ab 11.30 Uhr. Wir kamen dazwischen und sollten verhungern. Die Rettung kam durch die Entdeckung eines Hotels auf Thesen Island, das ein umgebautes ehemaliges Elektrizitätswerk war, so dass wir inmitten alter Turbinen, Kühlrohre und Schalttafeln luxuriös frühstückten. Sehr cool, sehr stylisch, sehr originell.

Gestärkt machten wir uns auf den Weg nach Plettenberg Bay. Das Keurbooms Lagoon Camp liegt idyllisch an der Lagune mit Blick aufs Meer. Bevor man uns dort wohnen lies, musste erst der Campmanager kommen und wir nutzten die Zeit, um im Nahe gelegenen Old Nick Village eine die Weberei von Mungo zu besichtigen. Die riesigen elektrischen Webstühle produzieren tolle Decken, Badetücher und allerlei schöne Stoffe und brachten unsere Ohren zum Glühen. Zur Verfügung gestellte Lärmschutzhörer halfen etwas. Bei einem Cappuccino im Village-Café erholten sich unsere Ohren schnell wieder. 

Auf dem riesigen Campingplatz waren wir dann nahezu allein. Wir erhielten den Platz noch zum normalen Preis. Kurz nach unserem Aufenthalt schossen die Besucherzahlen und die Preise kometenhaft in die Höhe und wir hätten für diesen beliebten Platz miot Meeresblick Fr. 75.- anstatt Fr. 18.- bezahlt. Die wunderschöne Lage und die grossen südafrikanischen Weihnachtsferien mit einem mega Run auf alle Camps am Meer machten dieses Camp zu einer Goldgrube. Aber da waren wir schon wieder weg und weiter. Buffalo Bay war unser nächstes Ziel. Ein auf einer kleinen Landzunge gelegener Campingplatz, der uns eine intensive Nähe zum Meer vermittelte, diesmal noch unterstützt durch starke Winde, die es schwer machten unser Feuer zu entzünden und die Glut im Grill zu halten. Obwohl dieser Platz etwas ganz Besonderes ist, waren wir diesmal froh, als wir uns am nächsten Morgen dem stürmischen Wind entziehen konnten. 

Das Ziel war jetzt die Farm von Bettina und Uwe in Van Wyksdorp in der Kleinen Karoo. Die beiden haben dort ihren Traum verwirklicht. Ein Stück Afrika zu besitzen, mitten im Nichts, nur mit guten 4×4-Fahrzeugen erreichbar und einem wunderschönen Blick in die Weite der Berge der Kleinen Karoo. Ein Traum im Trockenen. Wasser und Strom gibt es nicht und zum Wohnen haben die beiden ein Lodgezelt auf einer Holzkonsole direkt im Hang errichtet. Wenn man nicht vorher von seiner Fahrertür erschlagen wurde, weil das sehr schräg stehende Auto eine enorme Beschleunigung der schweren Tür beim Öffnen oder Schließen zur Folge hatte, oder sich auf dem Weg die Füsse gebrochen hatte, konnte man das Sein auf der Terrasse in dieser maximal reizfreien Umgebung sehr geniessen. Und das alles in angenehmer Begleitung von Bettina, Uwe und ihren vier Rescue-Dogs aus Kapstadts bunter Township-Welt. Von dort machten wir acht (mit Hunden gerechnet) einen Ausflug durch die karge Bergwelt zur Wein-, Portwein-, Gin- und Whiskeyprobe (Hicks…)  und zum Cheesecake-Essen nach Calitzdorp. Bei so einem kleinen Ausflug kommt man in dieser Gegend schon schnell mal auf 200 Kilometer.

Nach dem Besuch in Van Wyksdorp ging es in einigen kleinen Schritten wieder nach Kapstadt und wir hatten das Gefühl unsere Schlinge zieht sich nun jeden Tag weiter zu. Nur noch wenige Tage Sommer in diesem wunderschönen, weiten und unglaublich vielseitigen Land blieben übrig und wurden Mitte Dezember gegen den Winter in der ebenfalls schönen Schweiz eingetauscht, dessen Grundausstattung allerdings viel weniger Sonne, Weite und Vielseitigkeit enthält.

Deshalb nun nochmal zwei Wochen Kapstadt pur. Strände, Berge, Weinland und etwas Stadtleben mit Märkten, gutem Essen, Strassencafés zusammen mit meinem Sohn Filip aus Hamburg, der uns für zehn Tage besuchen kam. Wir wohnten in Greenpoint, Filip in der City Bowl (der Arme). Kapstadt’s Wetter zeigte sich von der besten Seite. Es dauerte aber auch dort nicht lange und wir haben wir nicht wenig Lust gehabt, wieder auf Safari (in Suaheli: Reisen) zu gehen. Der Land Cruiser scharrte auch schon mit den Hufen äh Reifen. Aber er wurde eingemottet und wir befürchteten, dass wir uns auch bald so fühlen würden.

Am 18.12. ging unser Flieger über Istanbul nach Zürich. Dort wurden wir am Flughafen von Marga und Walter, Simones Eltern herzlich und mit einem Riesen-Lebkuchen-Herz begrüsst, die sich freuten, dass wir wieder zurück sind.

Die zweitgrösste Herausforderung des Jahres nach der Malariaerkrankung stand uns direkt bevor: Die Gewöhnung an Dauerbewölkung, Sonnenmangel, muffelige Wintergesichter und einem Dach über dem Kopf. Freunde, Familie, unsere süssen Katzen und unsere tolle Wohnung helfen dabei unseren neuen alten Käfig wenigstens als golden zu erleben.

Damit wir nicht allzu undankbar klingen, möchten wir hier erklären, wie dankbar wir für dieses Jahr in Afrika sind. Wir haben einen grossen Teil eines der faszinierendsten Teile unserer Welt auf eigene Faust erfahren, erkundet und erlebt. Wir haben ein ereignisreiches und spannendes Jahr hinter uns, fühlten uns dem wirklichen Leben selten näher und waren zwischendurch dem Tod auch nur knapp von der Schippe gesprungen (ich erinnere an tansanische Überlandbusse und Malaria). Wunderschöne Landschaften und Naturphänomene waren so sehr Teil unseres Alltags geworden, dass deren Besonderheit manchmal unterzugehen schien. Monatelang unter fast täglich scheinender Sonne zu leben und mit Blick auf den offenen Himmel zu schlafen, ohne durch uns umgebende Gebäude an der Erfahrung von Natur – auch im Kleinen – gehindert zu werden, war einfach grossartig, wenn auch nicht immer komfortabel. Die Natur, aber auch die Menschen, hat/haben schon einiges an sich, was uns mentale Stärke abverlangte. Hitze, Kälte, Insekten, Raubtiere, giftige Tiere und Pflanzen, andere Verkehrsteilnehmer, extrem schlechte Strassenverhältnisse und ignorante Grenzbeamten – alles nicht immer ganz leicht zu verkraften, aber alles Teile des Abenteuers.

Ganz besonders haben uns Zeiten gefallen, wo wir ganz unter uns in recht unberührter Natur unterwegs waren. Aber auch die Zeiten, die wir mit Freunden verbracht haben, die einen Teil ihrer Ferien zusammen mit uns in Namibia, Sansibar, Simbabwe, Botswana oder Südafrika verbracht haben. Das waren jeweils Begegnungen, die uns bereichert, Spass gemacht und unsere gesamte Tour gewürzt haben. Auch die Freundschaften in Südafrika, die sich über die Jahre entwickelt haben und nun auch ein besonderer Teil der Zeit in Südafrika waren, haben wir sehr, sehr geschätzt.

Dass wir diesen Blog erstellt haben, empfanden wir zwischendurch als selten blöde Idee. Die lahmen Übertragungszeiten, unsere fehlende Motivation und verlorengegangen NEF-Fotodateien liesen uns an dieser Entscheidung zweifeln. Dennoch würden wir es wieder machen. Es war einfach toll, wie du mit uns mitgereist bist, uns freundliche Rückmeldungen gabst und dadurch der Draht gehalten wurde. Uns half der Blog unsere Gedanken und Fotos zu ordnen, Erfahrungen zu rekapitulieren und uns an Details zu erinnern. Wir lesen uns jetzt gegenseitig unsere Beiträge vor. So sind wir eigentlich noch oder schon wieder unterwegs.

Wir danken allen, die uns in diesem Jahr begleitet haben, ob körperlich anwesend oder in Gedanken und wir danken allen, die uns Kommentare hinterlassen haben, auch wenn wir nur selten innerhalb dieses Blogs geantwortet haben.

Wir hoffen, ihr seid beim nächsten Mal auch wieder dabei 🙂

 

Ein Kommentar

  1. Also wenn ich die Bilder aluege, würds mich au belaste, wieder da zi 😉

    Guete Start i de Schwyz and a happy new Year,

    Priska

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