Wüste

Wüste hat Namibia reichlich. Fast alles, was nach Wüste aussieht, heisst Namib. Aber dann gibt es Landstriche, die auch nach Wüste aussehen, aber keine sind, z.B. die Kalahari, und die Landstriche, die vielleicht zur Namib gehören, wir es aber nicht genau wissen, z.B. die Tirasberge. Und um die geht es heute zuerst. Von Ungemütlich-Lüderitz sind wir nämlich dorthin gefahren. Das wunderbare Licht und diese pittoreske Landschaft vermittelten uns den ganzen Tag innerhalb eines wunderschönen Gemäldes zu leben. Und einige Camps fügen sich sehr passend in diese Landschaft ein und/oder ermöglichen einen traumhaften Ausblick auf sie. Die Farben sind gelb bis orange und gehen von hellen Sandfarben bis in warme Brauntöne. Der blaue Himmel tut seinen Teil dazu, um ein visuelles Meisterwerk entstehen zu lassen. Die Strassen sind lang, sandig, wellig und nerven zuweilen.

Tiere gibt es auf Grund der seit fünf Jahren anhaltenden Dürre nur noch wenige zu sehen. Ein paar tapfere Oryxe, eine Handvoll Springböcke, hier und da mal ein Zebra und einige Strausse. Viele Farmen, vor allem, wenn sie keinen Gästebetrieb haben, kämpfen mit dem Überleben oder haben aufgegeben. Stattliche Rinder- oder Schafherden sind auf einen Teil ihrer bisherigen Grösse geschrumpft. Die Versorgung geschieht vielmals aus den nördlichen Landesteilen, die auf Grund ausreichender Niederschläge eine gedeihende Landwirtschaft aufweisen.

Da der Tourismus den Menschen hier sehr hilft, haben wir etwas weniger schlechtes Gewissen, wenn wir etwas von dem knappen Wasser weg trinken. Diese Bürde haben wir uns dann nach einigen Tagen mit Steffie und Steffen geteilt. Beide sind für zwei Wochen eingeflogen und haben sich eine tolle Tour mit umwerfenden Camps zusammenstellen lassen. Wir haben davon profitiert, indem wir uns immer mit auf ihre Campsite einbuchen durften. So hatten wir eine Woche lang tolle Gesellschaft mit ganz viel Spass, guten Gesprächen und einigen beeindruckenden Wanderungen bzw. Klettertouren.

Die Strecke ging von den Tirasbergen, Namib-Naukluft-Park, die Sossusvlei-Dünen, Mirabib zur Spitzkoppe. Steffies und Steffens effizientes Vorgehen bei der Gestaltung ihrer knappen Zeit hier im Land gegenüber unseres „zeitlosen“ In-den-Tag-Hineinlebens verhalf uns zu einigen sehr schönen Erlebnissen. Wir wanderten in den Tiras Bergen und kletterten die Steinformationen am Namtib Camp. Wir liessen uns durch die Dünen des Namib-Rand-Parks chauffieren und lernten etwas über Bäume in der Wüste. Wir kletterten stundenlang – gefühlte 3’000 m hoch – auf die Düne „Big Daddy“ und rasten in wenigen Minuten den Steilhang hinunter. Sehr, sehr cool und spassig.

Am Mirabib-Camp, das mitten in der Wüste in einer grossen Felserhebung – Berg wäre zu viel, Fels aber viel zu wenig – mit sehr viel Nichts drumherum liegt, verbrachten wir den Abend zusammen mit einem kleinen Cape Fox in einem höhlenartigen Felsüberhang. Der lustige und fast zahme kleine Kerl war ganz scharf auf unser Abendessen. Wir blieben hart und teilten nicht. Das rächte sich morgens. Da er nun schon wusste, welch hartherziges Kaliber wir sind, änderte er schnell mal seine Strategie und klaute Steffens mühsam erworbene Brötchen (CH: Mutschli) vom leider unbeaufsichtigten Tisch. Nachdem er die beiden ausgepackt hatte, lief er mit seiner Beute im Maul nochmal an unserem Frühstückstisch vorbei. (Den Plastikmüll lies er einfach liegen. Da ist er leider nicht der Einzige.) Ich meinte ein leichtes Grinsen gesehen zu haben. Fast so, als triumphierte er über seinen Sieg. Steffen mochte ihn seither nicht mehr.

Bevor es von dort weiter in wüstenartiges Gelände ging, gab es eine kurze Etappe über Walvis Bay und Swakopmund mit Meer und Flamingos.

Einen Tag später und nach unserer letzten gemeinsamen Flasche Wein mussten wir uns am Fusse der Spitzkoppe leider voneinander verabschieden. Dabei erwähnte Steffie, dass sie vermute, dass wir wohl Regen haben werden. Wir ahnten dann noch nicht, wie sehr sie recht haben würde, hätten es zu dem Zeitpunkt aber auch noch gar nicht wissen wollen. Steffie und Steffen hatten nun noch ein paar Tage, um sich von uns zu erholen und wir trafen Silke, Holger und Lidet vor dem Etosha Nationalpark. Hierzu dann unter ‚Etosha‘.