Crankshaft Pulley

Crankshaft Pulley = Kurbelwellenriemenscheibe

Auf dem Weg vom Kaokoveld nach Zambia haben wir kurz auf einem sehr schönen Camp übernachtet und eine Hochwasser-Bootstour auf dem Kavango gemacht. Am nächsten Tag ging es weiter nach Katima Mulilo, von dort über die Grenze und dann die berüchtigte Sesheke-Road nach Livingstone. In Livingstone haben die Victoriafälle auf uns gewartet. Der Zambezi führte, wie auch der Kavango, ungewöhnlich viel Wasser, was es erschwerte, die gesamten Fälle zu sehen. Die Gischt war höher als die Fälle selbst. Auf Grund der dann folgenden Begebenheiten haben wir die Nähe des Zambezis länger geniessen können, als geplant. Und dann auch noch viel mehr Menschen kennengelernt, als erwartet. Das alles hatten wir unserem Auto zu verdanken. Oder dem Fahrer? Oder der Beifahrerin?

Jedenfalls haben wir immer gehofft, dass unser Auto uns beschwerdefrei durch Afrika kutschiert, insgeheim aber gewusst, dass das bei der immensen Belastung, der es auf diesen Strassen ausgesetzt ist, nicht wirklich zu erwarten ist. Unseren Teil haben wir getan. Vorab technische Überprüfung und Wartung, dann alle 10’000 km der reguläre Service, an die der Wagen sowieso schon gewöhnt war.

Als dann schon das 2. Mal aus Basel die ungläubige Nachfrage kam, ob wir wirklich noch keine Panne gehabt haben, war es dem Land Cruiser zu viel und er kränkelte plötzlich. Die Rücklichter fielen aus und aus dem Motorraum war ein unsympathisches Klopfen zu hören.
Wir glaubten aber nicht an eine trotzige Reaktion des Wagens auf die Skepsis aus Basel, sondern führten alles auf eine etwas hitzige und nicht gut vorbereitete Fahrt über eine überflutete Lodgezufahrt am Zambezi zurück. Dort sind wir etwa 500 m durch tiefes Wasser gefahren. Als wir auf der Lodge ankamen, blickten wir in das erschrockene Gesicht der Campmanagerin. Auf Grund ihrer Frage, was wir denn hier machen und der Aussage, dass hier seit drei Wochen schon niemand mehr durchkam, blickte nun auch sie in erschrockene Gesichter. Dazu kam noch ihre Bemerkung, dass das Wasser täglich am Steigen ist. Da wollten wir unbedingt und ganz schnell wieder zurück. Leider zu schnell, was dazu führte, dass sich vor dem Wagen eine Bugwelle aufbaute, die einige unerwünschte Auswirkungen auf unser elektrisches System hatte.
Das haben wir aber erst am nächsten Tag gemerkt. Das war der Tag, als wir nach Sambia einreisten und die berüchtigte Strecke von Sesheke nach Livingstone fuhren. Das bedeutete ca. 100 km übelste Schlaglochpiste. In einigen dieser Löcher hätten wir fast unentdeckt parken können. Die kleine Übertreibung sei mir verziehen. Leider waren 2-3 Schlaglöcher derart hinterlistig und unberechenbar, dass der Wagen heftige Stösse verkraften musste. Am Ende des Tages hatten wir das Klopfen und waren unterbelichtet.

Wir machten dann einen Termin bei Toyota. Als wir das Auto am Abend abholten, haben wir zwar fast nichts bezahlt, das Licht ging wieder und wir mussten mit der Aussage leben, dass der Motor beschädigt und eine Generalüberholung nötig sei. Da der Werkstattchef mir nicht ausreichend kompetent erschien und ein Campnachbar ein ehemaliger Dieselmechaniker war, baten wir diesen, sich das Problem einmal anzuhören. Lustigerweise stellte sich heraus, dass auch noch ein Einspritzpumpenspezialist neben uns campte. Und unlustigerweise tendierten alle in die gleiche Richtung wie Toyota, empfahlen aber diese Reparatur auf keinen Fall in Sambia machen zu lassen. Es wäre zu erwarten, dass die Qualität unbefriedigend und der Preis zwei bis dreimal so hoch wie in Namibia oder Südafrika wäre. Und der wäre auch dort schon deftig.
Wir haben daraufhin in der uns bekannten Werkstatt Etzold in Windhoek, die als die top Werkstatt für Toyota gilt, angerufen und dort die Einschätzung erhalten, dass die Reparatur mindestens 2-3 Wochen dauern und zwischen Fr. 3’000.- und 6’000.- kosten würde. Die Info hat uns so richtig Spass gemacht. In unserer Verzweiflung haben wir noch ein bisschen mit den Leuten auf dem Camp gesprochen. Ein Pärchen aus Luzern empfahl uns, doch nochmal herumzufragen. Manchmal gibt es in diesen Ländern so kleine Werkstätten, die von wirklich talentierten weissen Mechanikern geleitet werden. Zu anscheinend so einer wurden wir dann geschickt. Hier trafen wir auf den grössten Depp, der sich zu unserem Problem äusserte. Er hörte das Klopfen nicht mal. Aber und glücklicherweise hat er uns zu genau dem Mann geschickt, der hier helfen konnte und wollte. Eine kleine Toyota-Busch-Werkstatt betrieben von Bryne Nel und seiner Tochter Bernie. Nachdem er unseren Motor mit dem Stethoskop abgehört hatte, war für ihn klar, dass es kein Motorschaden war. Da fiel uns schon der 1. Stein vom Herzen!

Es stellte sich dann nach mehreren Stunden diagnostischem Geschraube heraus, dass die Kurbelwellenriemenscheibe ausgeschlagen war. Nachdem das repariert war, hatten wir ein ernstes Problem weniger. Aber… das Geräusch war immer noch da. Die Jungs haben weiter gesucht und sind in die Tiefen des Motors vorgedrungen. Alles was sie fanden war die Bestätigung, dass der Motor unseres Cruisers in allerbestem Wartungszustand ist. Alles Aus- und wieder Eingebaute zeigte sich im Topzustand und liess das Geräusch immer mysteriöser erscheinen.

Wir mussten nun die 2. Nacht in einem Zelt der Lodge schlafen und haben uns deshalb von der Werkstatt abholen lassen, um uns noch einiges für die Nacht aus unserem Auto zu holen. Dabei durfte ich die Werkstatt von Bryne besichtigen. Blitzblank, super geordnet und mit einer museumsreifen Fahrzeugsammlung, wie einen uralten Rolls Royce, einen 68er Mustang Shelby, einen der ersten Range Rover, diverse Land Rover Defender und einen sehr alten Toyota Land Cruiser. Alle entweder fahrbereit oder in der Restauration. Spätestens da wussten wir, dass unser Auto bei Bryne in guten Händen ist.

So kam es, dass wir am nächsten Vormittag die gute Nachricht erhielten, dass unser Cruiser fertig ist, nun alles in Ordnung und das Geräusch auch weg sei. Die Erklärung für das eigentliche Geräusch war sehr komplex und für uns nur teilweise begreifbar. Was wir begriffen haben war, wenn die Kurbelwellenriemenscheibe nicht repariert worden wäre, unsere Chancen, Kenia zu erreichen, gering gewesen wären. Unser Auto hat Bryne zwei Tage einige Rätsel aufgegeben. Dafür legten wir $ 1’100 auf den Tresen und waren froh, dass unser Land Cruiser nicht nur wieder heil und leise – soweit man bei unserem Auto überhaupt von leise sprechen kann – war, sondern sogar besser fuhr als vorher. Der Turbo pfiff nicht mehr beim bergauf fahren, der Motor erhitzte nicht mehr so stark und er hat nun etwas mehr Power.

Dies nutzten wir, um endlich Livingstone in Richtung Lower Zambezi Nationalpark verlassen zu können. Dies ist einer der wenigen Parks, die um diese Jahreszeit und so kurz nach der Regenzeit schon gut befahrbar sein soll. Das wilde Afrika rief…